Immer mehr Menschen sterben, weil Antibiotika nicht mehr helfen. Die WHO geht von jährlich 700.000 Todesfällen aus.
Das Robert-Koch-Institut zeigt in einer Resistenzübersicht aus dem Jahr 2015, dass bereits 24 Antibiotika gegen die Erreger E.coli, Klebsiella spp. und Proteus spp. resistent sind. Wenn man sich Staphylokokken eingefangen hat, helfen 18 Antibiotika nicht mehr.
Die AOK warnt davor, nicht allzu schnell Antibiotika zu verordnen, auch im Hinblick auf die möglichen Nebenwirkungen. So sollen im Jahr 2015 die als Reservewirkstoff gedachten Fluorchinolone viel zu oft verschrieben worden sein.
Aber nicht nur der sorglose Umgang mit Antibiotika in der Humanmedizin sind für die zunehmenden und lebensbedrohlichen Antibiotikaresistenzen verantwortlich, sondern auch der jährlich tonnenweise Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung – nämlich 800 Tonnen. Das ist etwa genauso viel wie in der Humanmedizin.
Auf die Gefahr der Antibiotikaresistenz durch die Massentierhaltung und auf die Verseuchung des Grundwassers mit Gülle, macht jetzt Greenpeace mit ihrer Deutschlandtour durch 32 Städte aufmerksam.
“Der sorglose Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen”, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. “Nur bessere Tierhaltung mit weniger Antibiotika kann die Fehlentwicklung stoppen. Wir brauchen eine Wende weg vom Billigfleisch hin zu fairen Bedingungen und fairen Preisen für die Erzeuger.”
Kommentar:
Eine bessere Tierhaltung in der Fleischindustrie zu fordern – was für schöne Worte! Der Deutsche isst jährlich ca. 60 kg Fleisch. Diese Mengen können nur „industriell“ hergestellt werden, und hier wird das Tierwohl niemals an erster Stelle stehen. Auf eine bessere Tierhaltung zu pochen, solange derart viel Fleisch gegessen – nein ich muss leider sagen „gefressen“ – wird, ist echt ein Hohn. Nur die Abkehr vom Fleischverzehr, was in der heutigen Zeit wirklich kein Problem mehr ist, könnte eine reelle Problemlösung für die Antibiotikaresistenz und für viele weitere relevante Gesundheits- und Umweltprobleme darstellen.
Referenzen:
- Abendblatt.de, 21.07.2017: Aktion bei Lidl: Greenpeace warnt vor Antibiotika im Fleisch
- Aerztezeitung.de, 21.07.2017: AOK ruft zu gezielterem Einsatz auf